Wer kennt es nicht? Man sitzt im Wartezimmer seines Physiotherapeuten und hört aus den Behandlungsräumen die schmerzverzerrten Klänge der anderen Patienten. Doch sind Schmerzen überhaupt notwendig, um eine Verbesserung zu erzielen?
Schmerz ist ein wirklich komplexes und unangenehmes Gefühl, welches durch unser Nervensystem ausgelöst wird.1 Kommt ein Patient zum Beispiel mit Verspannungen oder Bewegungseinschränkungen in die physiotherapeutische Behandlung, so können wir davon ausgehen, dass wir in seinem Gewebe und Gelenken eine Störung haben.
Diese Störung löst als Symptom, den uns bekannten Schmerz aus und macht uns klar: „ACHTUNG! Hier haben wir ein Problem“. Unser Körper kommuniziert also über Symptome wie Schmerz mit unserem Bewusstsein und meldet eine mögliche Gefahr.
In der Befunderhebung schildert ein Patient sein persönliches Anliegen und beschreibt seine Symptome. Ob akut oder chronisch, brennend oder stechend, Kopf oder Knie2– all das gibt uns einen Hinweis darauf, wo unsere Therapie stattfinden wird. Allerdings wollen wir Physiotherapeuten keine „Gefahr“ sein, sondern Schmerzen lindern. Dennoch kommt es vor, dass wir Schmerzen auslösen, wenn wir in genau solchen betroffenen Strukturen arbeiten. Zwingend notwendig sind diese allerdings nicht. Genau im Gegenteil- zu viel Schmerz, der nicht auszuhalten ist, führt zu einer Abwehrspannung des Körpers, der Patient fühlt sich nicht mehr wohl, verliert womöglich sogar Vertrauen. Zusätzlich werden biochemische Prozesse3 im Körper ausgelöst, die den Schmerz nachträglich sogar verschlimmern könnten. Wichtig ist also eine gute Kommunikation zwischen Therapeut und Patient.
Es gibt natürlich auch Ausnahmen, wie das sogenannte „Wohlweh“. Als „Wohlweh“ bezeichnen Therapeuten ein erträgliches Maß an Schmerz, dass der Patient von sich auch als angenehm bezeichnet. Dieses Level an Schmerzintensität findet häufig während einer Therapie statt und ist mit Einverständnis des Patienten auch völlig in Ordnung.
Da Schmerzverhalten und -toleranz immer subjektiv ist, können Hilfsmittel bei der Einschätzung der Schmerzintensität helfen. Diese können die Visuelle Schmerzskala4 oder die Numerische Schmerzskala5 sein, welche täglich in medizinischen Bereichen benutzt werden.
Quellenverzeichnis:
1. https://flexikon.doccheck.com/de/Schmerz
2. Thieme Verlag, Allgemeines zum Thema Schmerz und Schmerztherapie, 2008, 3 Schmerzarten
3. https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/substanz-p/64576
4. https://flexikon.doccheck.com/de/Visuelle_Analogskala
5. https://flexikon.doccheck.com/de/Numerische_Rating-Skala
6. Bild: Canva Pro – Fußreflexzonen